New Leadership & New Work

Öfter mal in sich reinhören – Achtsamkeit und New Work

Letzte Woche durfte ich mich einen Tag mit Achtsamkeit & Resilienz beschäftigen. Dabei ist mir wieder klar geworden, wie sehr das Thema mit New Work zusammenhängt. Und dass Achtsamkeit eine Basiskompetenz sein muss, die wir in vielen Lebensbereichen gut brauchen können. Aber in unserem Bildungs- und Erziehungssystem nirgendwo strukturiert erlernen.

Achtsamkeit bedeutet für mich, bewusst mit mir und meiner Umwelt umzugehen. Also auf mich und andere zu achten. Die Beobachtung des Augenblicks ohne Wertung und den Impuls sofort etwas verändern zu wollen. Und das ist für mich auch schon mit die größte Herausforderung dabei. Von klein auf lernen wir wertend mit uns und unserer Umwelt umzugehen. Und die Erwartungen anderer zu erfüllen.

Warum ist ein achtsamer Umgang mit uns selbst so schwierig?

Auch mir selbst fällt der achtsame Umgang mit mir immer wieder schwer. Und selbst wenn ich merke, dass ich mich ‚unachtsam‘ verhalte, muss ich mich zwingen kurz inne zu halten. In mich rein zuhören und mir die Frage zu stellen ‚Wie fühlt sich das gerade an?‘ und ‚Wie geht es mit damit?‘, um dann Taten folgen zu lassen. Ist das mal geschafft, bin ich eigentlich immer froh über die Entscheidung. Sei es, die Küche jetzt nicht aufzuräumen oder die E-Mail an den Chef zwei Stunden später zu schreiben. Wenn ich Zeit und Ruhe dafür habe.

Warum fällt uns das so schwer? Unser Erziehung spielt dabei spielt dabei keine unwesentliche Rolle. Was in unserem Bildungssystem mangelhaft ausgeprägt ist, ist die Förderung der Selbstbeobachtung. Ohne gleich nach Schwachstellen und Optimierungspotential zu suchen. Statt der Frage ‚Wie gut bin ich/ist das was ich mache?‘ sollten wir uns viel öfter fragen ‚Wie geht es mir gerade?‘ und ‚Was brauche ich jetzt eigentlich?‘.

Achtsamkeit als Grundpfeiler von New Work

Und was hat das jetzt alles mit New Work zu tun? Ganz einfach. In der Kindheit übernehmen diese Aufgabe in der Regel die Eltern. Und im Erwachsenenalter treten oft Führungskräfte ein Stück weit in deren Fußstapfen. In hierarchischen Organisation sourcen wir Selbstfürsorge ein Stück weit an Führungskräfte aus. Die sollen entscheiden und wissen, was gut für ihre Mitarbeiter*innen ist. Dass das eine nicht realistisch erfüllbare Erwartung darstellt und Mitarbeiter*inne nur selten gerecht werden kann, liegt auf der Hand. Ganz abgesehen davon, dass damit ja immer noch das Privatleben ‚übrig‘ bleibt, in dem die meisten von uns keine Führungskraft vor der Nase haben, die für sie sorgt. Da ist dann doch wieder jede*r selbst gefragt.

Die Fähigkeit für mich selbst zu sorgen und mit den Erwartungen anderer kompetent umzugehen, sollte also jede*r von uns beherrschen. Und der Wunsch danach scheint ja auch da zu sein – nicht umsonst gibt es unzählige Anbieter von Resilienz und Achtsamkeitskursen für Menschen jedes Alters. Warum also ist dieses Thema nicht stärker in unserem Bildungssystem verankert?

Blick ins Bildungssystem

Meine Vermutung: Viele der Menschen, die unser Bildungssystem prägen, haben ein ‚altes‘ Verständnis von Arbeit. Arbeit ist hier etwas, in das sich Menschen einfügen müssen. Und für das der Mensch zum einen Wissen und zum anderen Ausdauer und die Fähigkeit sich anzupassen benötigt. New Work ‚denkt‘ anders. Der Mensch steht im Mittelpunkt und die Arbeit passt sich an den Menschen an. Damit geht in der Regel auch eine stärkere Selbstorganisation von Arbeit einher.

Leider werden die wenigsten von uns auf diese schöne neue Arbeitswelt vorbereitet. Wir formen in unserem Erziehungs- und Bildungssystem Menschen, die möglichst stromlinienförmig und leistungsorientiert funktionieren. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. In selbstorganisierten Systemen hingehen ist ein reflektierter Umgang mit mir selbst wichtig. Ich muss mich kennen und wissen, was ich brauche um gut arbeiten zu können. Denn das wird mir niemand vorgeben. Gleichzeitig muss ich in der Lage sein, mit andere Menschen zu interagieren und mit deren Bedürfnissen umzugehen. Wenn also Unternehmen den Schritt in Richtung Selbstorganisation wagen und das nicht bei allen Mitarbeiter*innen Begeisterung auslöst, wundern wir uns. Schnell wird der Schluss gezogen, dass Selbstorganisation als System nicht taugt.

Die Schuldfrage

Statt am System zu zweifeln, sollten wir uns fragen, was die Mitarbeiter*innen brauchen, um in der Selbstorganisation ihren Platz zu finden. Und klar sein muss auch, dass nicht alle diesen Schritt schaffen werden. Ein grundsätzlicher Wandel unsere Arbeitssystems wird viele Jahre dauern und darf dabei die Menschen nicht auf den Augen verlieren. So sehr ich für den Wandel bin, so sehr kann ich auch verstehen, wenn Menschen sich von dieser Veränderung überfordert fühlen.

Und damit zurück zur Achtsamkeit. Achtsamkeit ist damit für mich einer der Grundpfeiler auf dem eine neue Arbeitswelt in Selbstorganisation ruhen muss. Denn nur wenn ich mich um mich kümmern kann, kann ich auch Verantwortung für mich und andere übernehmen. Also, hört doch öfter mal in euch rein…

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert