teilzeitfreundliche Unternehmenskultur
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Teilzeitfreundliche Unternehmenskultur – Welche Rolle spielt sie?

Warum sollten Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte auf Teilzeitmodelle setzen? Worauf ist bei der Umsetzung zu achten? Warum spielt eine teilzeitfreundliche Unternehmenskultur dabei eine so große Rolle? Und lohnt sich die Transformation zum teilzeitfreundlichen Unternehmen?

Teilzeit ist plötzlich in aller Munde. Die Medien berichten über den Trend zu weniger Erwerbsarbeit, die 4-Tage-Woche wird heftig diskutiert und flexible Arbeitsmodelle werden von den meisten Arbeitnehmer:innen bei der Arbeitgeberwahl heute vorausgesetzt, wie eine Studie von berufundfamilie ergeben hat.

In Deutschland wünscht sich ein Großteil der Angestellten heute eine geringere Wochenarbeitszeit (ifo Institut 2021) und unter Eltern herrscht der Wunsch nach einer paritätischen Aufteilung von Care- und Erwerbsarbeit vor (IFD-Allensbach 2021). Und dann sind da noch die Generationen Z und Co, die ganz neue Anforderungen an den Arbeitsmarkt stellen – Flexibilität wird dabei großgeschrieben, so eine kürzlich erschienen Forsa-Studie.

Teilzeitmodelle sind damit nicht mehr nur ein Modell für Mütter, sondern werden zum Arbeitsmodelle für Viele: Eltern, jüngere Mitarbeitende aber auch Ältere und Pflegende profitieren von reduzierten Wochenarbeitszeiten.

Warum sollten Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte auf Teilzeitmodelle setzen?

In der Kombination mit dem Fachkräftemangel wird enormes Potenzial sichtbar, auf das Unternehmen im Wettbewerb um Talente setzen können. Teilzeitmodelle auf allen Karrierelevels sind ein nachhaltiger Employer Branding Faktor am Arbeitnehmermarkt der Zukunft.

Denn Unternehmen, die flexible Arbeitsmodelle erfolgreich etablieren, werden im immer schärferen Wettbewerb um Fachkräfte langfristig die Nase vorn haben.

Worauf ist bei der Umsetzung von Teilzeit zu achten?

Um Teilzeitmodelle erfolgreich zu etablieren, braucht es mehr als Arbeitsverträge mit reduzierter Stundenzahl. Ich erlebe immer noch sehr häufig, dass Unternehmen Teilzeitmodelle anbieten – wenn es dann aber um die Umsetzung geht, werden Mitarbeitende und Führungskräfte allein gelassen.

So entsteht schnell Unzufriedenheit mit dem Modell. Sätze wie „Teilzeit funktioniert bei uns nicht.“ lassen ein negatives Narrativ entstehen, dass nur mit Mühe wieder entkräftet werden kann.

Aus diesem Grund sollten Unternehmen die Etablierung von Teilzeitmodellen und insbesondere Führung in Teilzeit begleiten. So können von Anfang an Positivbeispiele entstehen, die sowohl eine starke Wirkung nach innen ins Unternehmen haben als auch für das Employer Branding eine wichtige Rolle spielen können. Schafft es ein Unternehmen Karriere in Teilzeit erfolgreich umzusetzen, spricht sich das rum.

Warum spielt eine teilzeitfreundliche Unternehmenskultur dabei eine so große Rolle?

Entscheidend für den Erfolg von Teilzeitmodellen ist die Qualität der Umsetzung und die Zufriedenheit beider Seiten mit dem Modell – Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite. Neben strukturellen Rahmenbedingungen spielt dabei die Unternehmenskultur eine zentrale Rolle für die erfolgreiche Etablierung von Teilzeit.

Eine teilzeitfreundliche Unternehmenskultur ist ein Enabler für Teilzeitkarrieren, kann aber genauso gut erfolgreiche Teilzeitmodelle im Unternehmen verhindern. Grundlegend für eine teilzeitfreundliche Unternehmenskultur ist die Anerkennung unterschiedlicher Lebens- und Arbeitsmodelle. Teilzeit muss als gleichwertiges Arbeitsmodell anerkannt und Karriere in Teilzeit möglich sein.

Ein klarer Fokus auf Ergebnisse gepaart mit einer Wertschätzungskultur stellt sicher, dass Teilzeitkräfte sich mit ihrem ganzen Potenzial einbringen können. Denn Teilzeitmitarbeitende sind davon abhängig, dass sie für ihre Leistung bewertet werden und nicht dafür, wieviel Zeit sie investieren können.

Der Weg zum teilzeitfreundlichen Unternehmen ist nicht immer ein einfacher. Vorurteile gegen Teilzeitarbeit sind oft tief im Selbstverständnis von Mitarbeitenden und Führungskräften verankert. Nur wer anwesend ist, leistet auch etwas.

Gleichzeitig sind die heutigen Führungskräfte oft durch den Einsatz von viel (privater) Zeit im Unternehmen aufgestiegen – warum sollen es andere jetzt einfacher haben?

Wer Teilzeit als gleichwertiges Arbeitsmodell im Unternehmen etablieren will, braucht deshalb ein starkes Sponsorship aus dem Top Management. Diese Sponsoren müssen nicht unbedingt selbst in Teilzeit arbeiten – vielmehr geht es darum, dass sie mit ihrer Haltung und ihrem Verhalten Teilzeit glaubhaft fördern. Denn auch hier gilt die alte Weisheit: Das Verhalten von Menschen prägt die Kultur im Unternehmen mehr als jedes Leitbild oder Strategiepapier.

Lohnt sich die Transformation zum teilzeitfreundlichen Unternehmen?

Neben diesen kulturprägenden Maßnahmen sind aber auch strukturelle Reformen notwendig. So müssen beispielsweise passende Arbeitsmodelle für Teilzeitarbeitende entwickelt werden und operative Prozesse auf ihre Teilzeitfreundlichkeit überprüft werden. Ein gutes Stück Arbeit also.

Finden all diese Aspekte Berücksichtigung, entstehen gute Voraussetzungen für erfolgreiche Teilzeitarbeit, von der beide Seiten profitieren – Arbeitnehmer durch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Arbeitgeber durch einen nachhaltigen Employer Branding Vorteil und zufriedenere Mitarbeitende.

Finanziell zahlt sich das Invest in Teilzeitfreundlichkeit auf jeden Fall aus. Bereits 2016 hat eine Roland Berger Studie ergeben, dass Investitionen in Vereinbarkeit – und dazu gehören auch Teilzeitmodelle – bis zu 40% Rendite bringen. Es lohnt sich also.

Johanna Fink
Johanna Fink

Meine Mission ist es, Führung in Teilzeit vom Mutti-Image zu befreien und zum attraktiven Erfolgsmodell zu machen. Mein Wissen und meine Erfahrungen teile ich in diesem Blog und meinem Podcast, um andere für Führung in Teilzeit zu begeistern.

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